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Was macht eigentlich der Pathologe?

In der Praxis ist die Pathologie als Lehre von den Krankheiten vor allem ein diagnostisches Fach und steht im Gegensatz zu früher heute primär im Einsatz für die Lebenden, seien sie nun krank oder gesund. 
Mittels makroskopischer und vor allem mikroskopischer Begutachtung von Organen, Geweben und Zellen erkennt der Pathologe in vielen Fällen, ob und an welcher Krankheit ein Mensch leidet. Dabei spielen in stark zunehmendem Maße immunologische und genetische Methoden eine Rolle.
Mit Hilfe bakteriologischer und anderer Methoden ist der Pathologe in der Lage, Krankheitserreger zuverlässig und eindeutig zu bestimmen.
Eine klare Diagnose ist der erste Schritt zu optimaler Therapie oder zielführender weiterer Diagnostik. Hier nimmt die Pathologie eine zentrale Stellung im ärztlichen Dienst am Menschen ein, eine Stellung, die auch von hoher gesundheitsökonomischer Bedeutung ist.
Wichtige Aspekte pathologischer Diagnostik sind:
 

Krebsvorsorge und Krebserkennung

via Krebsabstrich (PAP) beim Gynäkologen, Magendarm-Biopsien beim Endoskopiker zur Fahndung nach einem Magen- oder Darmkrebs, durch histologische Untersuchung von Hautproben (z.B. Muttermale, Naevi) auf Hautkrebs (z.B. malignes Melanom, Basaliom) u.a.m.
Nach dem Typ des Krebses, dem Grad seiner Bösartigkeit und dem Ausmaß seiner Ausbreitung nach WHO- und UICC-Richtlinien (Typing, Grading, Staging) richtet sich die Auswahl der Therapie und allfällige weitere diagnostische Verfahren.
WHO - World Health Organisation, Weltgesundheitsorganisation;
UICC - Union Internationale contre le Cancer, Internationale Vereinigung gegen den Krebs

    

Bestimmung und Nachweis von Krankheitserregern

und deren Empfindlichkeit auf bestimmte Medikamente. Mikroskopische, bakteriologische, mykologische, virologische, genetische, immunologische und serologische Verfahren bilden die diagnostische Palette des Pathologen bei der Erkennung von Krankheitserregern.

    

Weichenstellung

in der Auswahl von diagnostischen und therapeutischen Verfahren bei nicht bösartigen, bösartigen, infektiösen etc. Erkrankungen und - in Konsequenz - den damit verbundenen Kosten.
Oberstes Gebot dabei ist und bleibt die Erhaltung oder Wiedererlangung der Gesundheit der Patienten, nicht die Reduktion der Kosten auf Kosten der Gesundheit der Patienten.

    

Intraoperative Diagnostik

mittels Makroskopie und Mikroskopie (Schnellschnitt, Gefrierschnitt, Schnellzytologie) mit maßgeblichem Einfluss auf den Gang der Operation.

    

Qualitätskontrolle

bei der Beurteilung von Therapie- und Operationserfolg und somit indirekt auch Kostenkontrolle.
Aber auch die  Obduktion  nimmt nach wie vor einen wichtigen Stellenwert ein, hilft sie, die Qualität der medizinischen Versorgung der Bevölkerung zu sichern, und sie liefert Daten für medizinische Statistiken.
Sie wird vorwiegend an Instituten für Pathologie von Krankenhäusern öffentlicher Krankenhausträger (in Wien: der Gemeinde Wien und des Bundes) gepflogen, aber auch die niedergelassenen Pathologen nehmen autoptische Aufgaben wahr. Gesetzliche Grundlagen der Autopsie liefern in Wien das Krankenanstaltsgesetz des Bundes und jenes des Landes Wien.
Eine Sonderstellung nimmt die gerichtsärztliche Obduktion ein, welche unter bestimmten Voraussetzungen von Fachärzten für Gerichtsmedizin ausgeübt wird, jedoch in der Regel nicht vom Facharzt für Pathologie
Zum Aufgabengebiet der Gerichtsmedizin gehört z.B. die Obduktion unter ungeklärten Umständen Verstorbener, Vaterschaftsnachweise, gentechnische Analysen u.a.m., z.B. im Rahmen strafrechtlich verdächtiger Fälle. Sie hilft mit, kriminelle Fälle mit dem Einsatz auch neuester wissenschaftlicher Methoden - Täternachweis mittels Genproben - zu klären.

 

Eine langjährige Facharztausbildung, Zusatzausbildungen sowie ständige Weiterbildung sichern die Qualität der pathologischen und Krankheitserreger-Diagnostik.

 

Information für Nicht-Mediziner und PatientInnen

Auf der Homepage der Österreichischen Gesellschaft für Pathologie finden Sie eine ausführliche Information für Nicht-Mediziner, welche die Aufgaben der Pathologie in der Praxis in einer auch für den medizinischen Laien verständlichen Weise vorstellt.

 

Weitergehende Informationen zur Pathologie

Über weitere, speziell wissenschaftliche und akademische Aufgaben der Pathologie informiert Sie z.B. eine Site der Homepage des Institutes für Pathologie an der Universität Graz. Dieses Institut stellt ein sehr großes, traditionsreiches und renommiertes universitäres Haus mit zahlreichen Ärzten, akademischen Lehrern, Studenten, vielen großen Forschungsvorhaben und einer nahezu Überfülle an diagnostischen Aufgaben auf allen Gebieten dar. An diesem Institut wurden und werden unter der langjährigen Leitung von Prof. Dr. Helmut Denk grundlegende Forschungsbeiträge zur wissenschaftlichen Medizin des 21. Jahrhunderts erarbeitet, die bislang schon weltweite Anerkennung gefunden haben. Wagen Sie doch einen Blick in den Leistungsbericht 2001 dieses Instituts!

Besuchenswert auch die Site des Site des Klinischen Instituts für Klinische Pathologie am Allgemeinen Krankenhaus Wien, aus der gleichfalls die zentrale Stellung der Pathologie im Konzert mit den anderen medizinischen Disziplinen hervorgeht.

Eine Site des Waldviertelklinikums stellt als Lehrbeispiel eines größeren Pathologieinstituts das Pathologieinstitut des Waldviertelklinikums Horn/NÖ mit all seinen Facetten dar; beachtenswert die Ausführungen zur Hepatitis-C- und Legionellen-Erkrankung und ihrer Diagnostik. Diese erhellen den Stellenwert der Pathodiagnostik in Vorbeugung und Bekämpfung von infektiösen Krankheiten, die heute fälschlicherweise für leicht beherrschbar oder heilbar gehalten werden. Resistenzentwicklungen bei z.B. Streptokokken (Erreger schwerer eitriger Entzündungen) oder beim Tuberkulosebakterium geben ganz im Gegenteil in zunehmenden Maße zu ernster Besorgnis Anlass. Dabei versteht man unter Resistenzentwicklung die sich ausbreitende und immer stärker werdende Unempfindlichkeit von Krankheitserregern gegenüber früher wirksam gewesenen Medikamenten. 

 

 

 
Stand Mai 2004